08 Tour de Murg
Gerade eben vor mich hingeträumt, da bin ich bereits auf dem Weg zum Klondike. Im Goldrausch verfalle ich nicht, eher in Aufregung was es wieder Tolles zu entdecken gibt und die Aussicht auf eine kühle Erfrischung. Das Murgtal, mindestens genauso schön wie Kanada. Ich wundere mich ein wenig, da das Tagesgepäck auf ein Minimum reduziert wurde. Der Gedanke daran vergeht so schnell, wie ich schon in die Fluten stürze. Eine wahre Lebensfreude sich abzukühlen bei der Sommerhitze. Meine Sinne überschlagen sich.
Das Flussbett so wild und ursprünglich, mit rauen Felsen als auch vom Wasser glatt geschliffenen Steinen. Schlängelt sich kilometerweise durch Tal, umgeben von geheimnisvollen Wäldern. Mitunter wird die Murg hier breit genug um das Wasser als kleinen See erscheinen zu lassen, doch sollte man die Kraft der Brandung nicht unterschätzen. Umso mehr Geschicklichkeit gefragt, wenn man zeitgleich die Umgebung mit Nase und Ohren erfassen will.
Kaum sind wir ein gutes Stück vorangekommen, da macht es klick und ich bin von der Leine gelöst. Voller Begeisterung genieße ich die Freiheit und suche selbständig einen idealen Pfad. Ein Pfiff, ein Ruf – halt! – so schnell geht’s nicht weiter. Was für die beiden wohl sehr gelegen kommt. Spielerisches Training gewissermaßen, für mich allerdings das größte Abenteuer.
Nach einigen Stunden mit nur kleinen Pausen scheinen wir fast am Ziel angekommen zu sein. In einer großen Biegung wandelt sich der Fluss zu einem kleinen See mit Sandstrand. Prima, um nochmal zu entspannen und die letzte große Rast zu machen. Die Zeit reicht nicht mehr aus, so teilen wir die gesamte Strecke in zwei Etappen. Nach Einbruch der Dunkelheit würde das sonst zu einem waghalsigen Experiment führen, da muss ich meinen Zweibeinern Recht geben. Dafür freue ich mich schon auf die nächste Etappe an einem anderen Tag. Durchaus sollte man diese Wanderungen wiederholen, denn es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht.
Während dieser Pause beobachte ich wie mein Herrchen zwischen einigen Felsen im Wasser wuselt. Kurze Zeit darauf kehrt er zurück mit handgefangener Beute. Nanu, ein frischer Fisch! Am Ufer weckt dieses glitschige Tier meine Neugierde und den Jagdinstinkt. Irgendwie möchte ich es schon fangen und beißen, aber andererseits zappelt es wie verrückt. Und der Geschmack ist überaus seltsam. Nichtsdestotrotz habe ich nach einer Weile die Beute erlegt. Der größere Anteil vom Fisch wird abends einem Waldtier munden, denn ich habe lediglich das Gehirn verspeist. Wieder mal eine schlaue Erfahrung reicher.
Hinauf am Ufer geht es nun, durch Wald und Dickicht um nach wenigen Metern den offiziellen Wanderweg zu erreichen. Dieser verläuft teils parallel zur Flussstrecke. Da geht der Heimweg ganz flott vonstatten, gegenüber der vorigen Strecke. Glücklich und ein wenig erschöpft kehren wir zurück in die Hütte ein. Eine ordentliche Portion Futter mit leckerem Mozzarella als Bonus, lässt mich bald müde werden. Alle viere von sich gestreckt, wieder die gemütliche Hütte mit ihrem offenen Dachgiebel im Blick, ja – fast wie heute früh. Allerdings mit einem weiteren Abenteuer, das man im Traum mitnehmen kann und so schlummere ich mit diesem Glücksgefühl ein.