20 Mitternachtsblau

Dieser eine Moment, der einen spüren lässt, das der Herbst naht. Ich schaue auf das seichte Wasser im Pool, es leuchtet abwechselnd in verschiedenen Farben. Auf dem Podest kann man prima den Garten überblicken. Der Vollmond im August erscheint in voller Pracht nach einem sonnigen Sommertag. Es ist auch nicht kühl, selbst der Mond erstrahlt in warmen Gelb statt kaltem Weiß. Mag zwar sein, dass ich als Vierbeiner nicht soviel Hitze brauche, dennoch wünsche ich mir sehnlichst den Spätsommer herbei. Es ist einfach herrlich, mehr draußen als drinnen zu leben. Dieses Jahr war im Frühling und Sommer soviel schlechtes Wetter, dass man für den Herbst noch nicht bereit ist.

Erinnerungen an aufregende Urlaubstage werden wach. Mitunter schon wieder eine richtige Gaudi, wenn man von Ort zu Ort wandert. Dem Wetter entsprechend haben wir alles mitgenommen, was nur geht. Die Schwarzenbach-Talsperre ist so weit voll gelaufen, dass es sozusagen ein Schwimmufer gab. Ganz schön brenzlig darin schwimmen zu gehen. Gut, das ich meine Leute bei mir habe, da flitze ich lieber über Wiesen oder vergnüge mich am Klondike. Laufen über Stock und Stein, buddeln im Sandhaufen, ja das ist fein. Gemütlich den Abend am Lagerfeuer ausklingen zu lassen und die Welt ist perfekt.

Wenn dann der Urlaub vorüber ist, gibt es zum Glück den Garten. Wenn ihr wüsstet, wie dort die Maulwürfe gewütet haben. Menschliche Maulwürfe, mit allerlei Werkzeug. Zunächst wurde der alte Platz vom Schuppen und Terrasse gnadenlos platt gewalzt, etwas mehr als 50 Quadratmeter. Danach haben die ein riesiges Schlachtschiff darauf aufgebaut und mit Wasser gefüllt. Das ist sehr viel größer als ich, aber meine Leute können noch herausschauen. Wir haben nun tatsächlich einen Pool. Schwimmen gehen direkt vor der Haustür, das ist ja was ganz Neues. Ich habe einige Anläufe gebraucht um meine Scheu zu verlieren dort hineinzuspringen. Inzwischen klappt das ganz gut, denn gemeinsam hat man mehr Mut und mit ein wenig Hilfe ist der Ausstieg über die Leiter einfach. An heißen Tagen, wenn die Gassi Runden kürzer und entspannter ausfallen, bekomme ich richtig Lust darauf mich im Pool abzukühlen. Kaum daraus, renne ich wie wild durch den Garten und genieße das kühle Fell. Danach kann man faulenzen und sich auf der Wiese lang machen. Oder im Dreck. Ja, ich liebe Dreck.
Und da meine Leute munter weiterhin als Maulwürfe arbeiten, weil zukünftig alles eben sein soll und frisch gesät wird, habe ich genug Platz um mich breit zu machen. Da war es vorhersehbar, dass ich meine eigene Höhle bekomme. Ein eigenes Erdloch mit Dach, schön kühl, erdig und Regen geschützt. Als Krönung fehlt jetzt nur noch der Sandhaufen zum Toben.

Zwischen dem ganzen Trubel von Urlaub und Arbeit waren natürlich wieder Gäste da. Mit meiner „Tante“ aus Köln gab es sehr viel Spaß und Sport. Sei es eine flotte Tour mit Inlinern oder die Wanderung durch die Battert Felsen. Selbst die Ruine vom Alten Schloss haben wir erkundet und ich habe mich wagemutig über die Wendeltreppe bis ganz nach oben gewagt. Toller Kurzbesuch und kaum das sie abgereist war, waren eine Woche später meine „Oma“ und Wolle da. Gemeinsam haben wir ebenfalls Ausflüge gemacht und genauso Zeit zum Entspannen und Eis schlemmen gefunden. Der Abschluss war dann eine Gartenparty mit ganz vielen Leuten.

Inmitten meines Schwelgens in Erinnerung höre ich ein Rufen. Es ist Zeit zum Schlafen gehen. Ich laufe auf das Zelt zu. Mein Halsband wird abgestreift. Das habe ich jetzt vom Herrchen bekommen. Das Halsband genügt im Garten und lässt sich schön locker tragen, es sieht dazu richtig edel aus. Eingerollt auf der Matratze, warte ich auf meine Leckerli als Betthupferl. Ein letzter Blick aus dem Zelt gen Himmel, das mitternachtsblaue Leuchten einer Sommernacht, der Mond versteckt sich nun hinter Wolken.